Das sagt ihr Arbeitszeugnis wirklich aus
Arbeitszeugnisse richtig lesen
Ob bei einem Job- oder Positionswechsel, das Arbeitszeugnis ist von großer Bedeutung für Arbeitnehmende und Recruiter. Ein Arbeits- oder Zwischenzeugnis dient nicht nur als schriftlicher Nachweis der erbrachten Arbeitsleistung, sondern ist ein wichtiges Instrument für die berufliche Weiterentwicklung. Denn ein gutes Arbeitszeugnis kann der Türöffner zu Ihrem neuen Traumjob sein.
Das eigene Arbeitszeugnis richtig zu lesen und zu verstehen, kann allerdings eine wahre Herausforderung sein. Oft sind die Zeugnisse in einer speziellen Form verfasst und enthalten versteckte Informationen. Wir klären Sie darüber auf, welche Bestandteile ein Arbeitszeugnis unbedingt enthalten sollte und wie Sie die versteckten Botschaften der Personaler einfach entschlüsseln können.
Die Bedeutung von Arbeitszeugnisse
Häufig werden Arbeitszeugnisse von Arbeitnehmenden als Formalität angesehen. Wechselt man die Position im Unternehmen oder gar den Arbeitgeber, gehört es zum guten Ton, dass ein Arbeits- oder Zwischenzeugnis ausgestellt wird. Das Arbeitszeugnis stellt tatsächlich einen wichtigen Bestandteil Ihrer Bewerbungsunterlagen dar und spiegelt mehr als nur den beruflichen Werdegang wider. Personaler verwenden Arbeitszeugnisse vor allem, um sich ein Bild von den Fähigkeiten, den Erfahrungen und der Persönlichkeit des Bewerbers oder der Bewerberin zu machen. Gerade Recruiter haben ein geschultes Auge dafür, was ein gutes oder schlechtes Arbeitszeugnis ausmacht. Daher sollten sich auch Arbeitnehmende damit auseinandersetzen, wie ein Arbeitszeugnis zu prüfen und zu verstehen ist, um das Eigene entsprechend prüfen.
Die Bestandteile von Arbeitszeugnissen
Zunächst gilt es zwischen dem Zwischenzeugnis, dem einfachen und dem qualifizierte Arbeitszeugnis zu unterscheiden. Während das Zwischenzeugnis, welches bei einem Positionswechsel oder bei Eintritt in die Elternzeit ausgestellt wird, und das qualifizierte Arbeitszeugnis eine detaillierte Beschreibung der Arbeitsweise und der sozialen Kompetenzen des Arbeitnehmenden beinhalten, gibt das einfache Arbeitszeugnis lediglich eine kurze Information über die Art der Tätigkeit und den Tätigkeitszeitraum wieder. Achten Sie also unbedingt darauf, dass Ihnen – insbesondere bei einem Jobwechsel – ein qualifiziertes Arbeitszeugnis ausgestellt wird.
Ein qualifiziertes Arbeits- oder Zwischenzeugnis sollte folgende Bestandteile enthalten:
1) Kopfzeile, Überschrift und persönliche Daten
Hierbei handelt es sich eigentlich um eine Formalie. Achten Sie dennoch darauf, dass auf dem Zeugnis klar erkenntlich ist, von wem und für wen das Zeugnis ausgestellt wurde. Hier sollten sich sowohl der Name des ausstellenden Unternehmens (ggf. auch mit Adresse) sowie Ihre persönlichen Daten wiederfinden, sodass Personaler das Zeugnis später genau zuordnen können.
2) Beschäftigungsdauer und Tätigkeitsbeschreibung
Dieser Abschnitt sollte Auskunft darüber geben, wie lange Sie die Tätigkeit bei dem Arbeitgeber ausgeübt haben. Außerdem sollte er eine klare und konkrete Beschreibung der ausgeführten Tätigkeiten beinhalten. Häufig werden die Arten der Tätigkeiten hier als Stichpunkte aufgeführt. Manche Personaler formulieren diese aber auch in Form eines Fließtextes.
3) Beurteilung der erbrachten Leistung und Arbeitsweise
Die Leistungsbeurteilung ist neben der Bewertung der sozialen Kompetenzen der wichtigste Abschnitt eines jeden Arbeitszeugnisses. Hier sollten Sie insbesondere auf die Art der Formulierung achten. In den meisten Fällen werden hier Wörter wie „sehr gut“, „gut“ oder „zufriedenstellend“, „befriedigend“ verwendet, die einfach in Schulnoten übersetzt werden können.
4) Soziale Kompetenzen und Teamfähigkeit
In diesem Abschnitt beschreiben Personaler, wie Sie sich an Ihrem Arbeitsplatz und gegenüber Ihren Kollegen und Kolleginnen verhalten haben. Ein interessierter Recruiter wird gerade hier darauf achten, ob sich Rückschlüsse auf Ihre Persönlichkeit ziehen lassen.
5) Schlussformulierung und Wünsche
In der Schlussformulierung werden dem Arbeitnehmenden die Wünsche für den weiteren Karriereweg mitgegeben. Selbst diese können positive oder negative Konnotationen beinhalten und sollten genau unter die Lupe genommen werden.
Die Geheimsprache der Personaler – So entschlüsseln Sie das Arbeitszeugnis
Per Gesetz müssen Arbeitszeugnisse wohlwollend formuliert sein. Demzufolge hat sich mit der Zeit eine Art Geheimsprache in der Formulierung von Arbeitszeugnissen etabliert, um sowohl gute als auch schlechte Beurteilungen in ein positives Kleid zu hüllen. Wenn Sie wissen möchten, ob Ihr Arbeitszeugnis tatsächlich gut ist, sollten Sie also auf die Art der Formulierungen achten.
Grundsätzlich entsprechen die Bewertungen in Arbeitszeugnis den klassischen Schulnoten von eins bis sechs. Natürlich kann man sich nun auf die Suche nach den Begriffen „sehr gut“ oder „gut“ machen. Oft ist es jedoch nicht ganz so einfach. Zur Orientierung haben wir eine kurze Übersicht von Beispielformulierungen erstellt, mit denen Sie Ihr Arbeitszeugnis entschlüsseln können.
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Schulnote |
Formulierungen (beispielhaft) |
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„sehr gut“ (1) |
„Die Aufgaben wurden stets zu unserer vollsten Zufriedenheit erfüllt.“ „Ihre Arbeitsergebnisse waren stets von sehr guter Qualität.“ Schlüsselworte: „vollste Zufriedenheit“, „sehr gut“, „stets vorbildlich“, „hervorragend“, „perfekt“, „sehr großer Einsatz“, „in kürzester Zeit“ |
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„gut“ (2) |
„Die Aufgaben wurden stets zu unserer vollen Zufriedenheit erfüllt.“ „Ihre Arbeitsergebnisse waren stets von guter Qualität.“ Schlüsselworte: „gut“, „volle Zufriedenheit“, „in kurzer Zeit“, „umfassend“, „sorgfältig“, „großer Einsatz“ |
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„befriedigend“ (3) |
„Die Aufgaben wurden zu voller Zufriedenheit erfüllt.“ „Auch fachlich anspruchsvolle Aufgaben erledigte sie in angemessener Zeit.“ Schlüsselworte: „einwandfrei“ „eigenmotiviert“, „angemessen“ |
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„ausreichend“ (4) |
„Die Aufgaben wurden zur Zufriedenheit erfüllt.“ „Die ihr übertragenen Aufgaben erledigte sie in angemessener Zeit.“ Schlüsselworte: „zufriedenstellend“, „Kenntnisse in relevanten Fachgebieten“ |
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„mangelhaft“ (5) |
„Die Aufgaben wurden in der Regel zur Zufriedenheit erfüllt.“ „Sie war durchaus sorgfältig und selbstständig in der Erbringung ihrer Arbeitsergebnisse.“ Schlüsselwörter: „ohne Tadel“, „nicht zu kritisieren“, „durchaus“, „keine Schwierigkeiten“ |
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„ungenügend“ (6) |
Die oben genannten Abschnitte und Schlüsselsätze fehlen gänzlich. |
Der Schlussabsatz des Arbeitszeugnisses enthält neben dem Kündigungsgrund auch die Bedauerns-Formel und die Zukunftswünsche. Natürlich ist es in einem Bewerbungsprozess für die Personaler interessant zu erfahren, aus welchem Grund das vorherige Arbeitsverhältnis endete. Fast noch wichtiger ist hier, in welcher Form das Bedauern über den Austritt formuliert ist: „Wir bedauern sehr, dass wir mit seinem Austritt einen stets engagierten Leistungsträger gehen lassen müssen.“ entspricht hier der Note „sehr gut“.
Insgesamt sind Arbeitszeugnisse ein wichtige Instrument, um die berufliche Vergangenheit zu dokumentieren und neue Türen für den weiteren Karriereweg zu öffnen. Achten Sie daher bei der Überprüfung Ihres Arbeitszeugnisses auf den oben genannten Aufbau sowie die Art der Formulierungen. Wenn Sie das Gefühl haben, dass die Formulierungen Ihr berufliches Profil nicht angemessen repräsentieren, lohnt es sich gegebenenfalls offen auf den (ehemaligen) Arbeitgeber zuzugehen oder sich an einen Experten für Karriereberatung zu wenden, um Ihr Arbeitszeugnis zu optimieren.
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